Reform der Pflegeversicherung hat nicht alle Probleme gelöst
Besonders bei der Versorgung im Pflegeheim muss nachgebessert werden
Die stationäre Pflege braucht langfristig eine stabile Absicherung, fordert das Diakonische Werk Württemberg. „Es ist die aktuelle gesellschaftliche Verantwortung, dass unsere Pflegeheime künftig ausreichend Personal für die pflegerische und palliative Versorgung vorhalten kann“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Seit Januar werden Pflegebedürftige nach einem neuen Begutachtungssystem eingestuft. Während Menschen mit einem geringen Pflegebedarf davon profitieren, könnten sich die Chancen für schwerer Pflegebedürftige auf eine adäquate Einstufung verschlechtern.
„Dass alte Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Alltagsorganisation nun Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, begrüßen wir ausdrücklich“, sagt Kaufmann, „das darf aber nicht zu Lasten derer gehen, die stationär gepflegt werden müssen.“ Zunehmend würden alte Menschen direkt vom Krankenhaus ins Pflegeheim entlassen. Pflegekräfte benötigten inzwischen mehr Zeit für die pflegerische und medizinische Versorgung – palliative Zuwendung und Sterbebegleitung sei in der Pflegeversicherung zwar vorgesehen, doch die dafür notwendigen Personalressourcen sind nicht ausreichend finanziert. „Das schmerzt uns“, so Kaufmann, „denn in der letzten Lebensphase wenden sich unsere diakonischen Pflegekräfte kranken und sterbenden Menschen in besonderer Weise zu.“ Bei der seelsorgerlichen Zuwendung dürfe es keinen Zeitdruck geben. Grund für die Überlastung der Pflegekräfte ist ein Systemfehler in der stationären Versorgung: Anders als in der ambulanten Pflege übernimmt die Krankenversicherung hier nur einen geringen Teil der Kosten für die medizinische Pflege. „Im Unterschied zu den in der eigenen Wohnung versorgten Menschen müssen Anteile der medizinischen Pflege von den Heimbewohnern selbst getragen werden – das ist ungerecht“, kritisiert Kaufmann.
Ein weiteres Thema benennt Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. Sie stellt fest, dass das neue Pflegeversicherungsgesetz viele Regelungen enthält, die nur von Experten verstanden werden können – was zu einem großen Beratungsbedarf bei den Betroffenen führt. Die Diakonie unterstützt die Bestrebungen der Landespolitik, niedrigschwellige ortsnahe Hilfe- und Beratungsstrukturen aufzubauen. Außerdem sieht die Diakonie große Chancen in der Quartiersarbeit. „Wir sprechen uns für den konsequenten Ausbau lokaler Strukturen zur Beratung und Versorgung aus. Künftig wird es mehr Menschen mit einem Hilfebedarf geben, die alleine leben. „Dafür brauchen wir tragfähige Lösungen im Wohnumfeld“, sagt Armbruster.
Wofür wünschen sich Beschäftigte in der Pflege mehr Zeit? Unter #Pflegezeit stellt die Diakonie in Deutschland alle Aktivitäten am Tag der Pflege ins Internet. Gesellschaftlich und politisch will die Diakonie deutlich machen was verloren geht, wenn die Zeit für eine gute Pflege nicht mehr da ist. Mehr Infos gibt es unter:www.aktionstag-pflege-2017.de
Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:
Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.
Heilbronner Straße 180
70191 Stuttgart
Telefon: +49 (711) 1656-0
Telefax: +49 (711) 1656-277
http://www.diakonie-wuerttemberg.de
Ansprechpartner:
Claudia Mann
Stv. Pressesprecherin
+49 (711) 1656-334
Weiterführende Links
- Originalmeldung von Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.
- Alle Meldungen von Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.