Diakonie fordert ernsthafte Debatte zu neuem Bluttest auf Trisomie 21
Warnung vor routinemäßiger Suche nach genetischen Abweichungen
Die württembergische Diakonie sieht die in diesen Tagen geplante Einführung eines neuen Bluttests zur Früherkennung des Down-Syndroms (Trisomie 21) in der frühen Schwangerschaft mit Sorge. Weil das Down-Syndrom nicht behandelt oder therapiert werden kann, sehen sich werdende Eltern vor die konfliktreiche Entscheidung gestellt, ob sie die Schwangerschaft fortsetzen oder nicht.
„Wir befürchten, dass Eltern mehr noch als bisher unter Druck geraten, ihr Kind vorgeburtlich testen zu lassen und bei einem auffälligen Befund die Schwangerschaft abzubrechen“, so Kirchenrätin Heike Baehrens, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Schon jetzt gehöre das Down-Syndrom zu den Merkmalen, aufgrund derer Ungeborene am häufigsten ausgesondert werden. „Viele Frauen und ihre Partner entscheiden sich noch in der späten Schwangerschaft gegen ein Kind mit Down-Syndrom aus Angst vor dem, was auf sie zukommen könnte und aus Sorge, dass sie alleingelassen werden.“ Der Test könnte ein weiterer Schritt zur routinemäßigen Suche nach genetischen Abweichungen beim Ungeborenen sein und noch mehr dazu führen, die Geburt von Kindern mit Down-Syndrom zu verhindern.
Auf einen weiteren Aspekt macht Heike Baehrens aufmerksam: Menschen mit Down-Syndrom und ihre Familien empfänden diesen Test als „enorme Kränkung und Bedrohung“. „Wie sollen sie sich in dieser Gesellschaft beheimatet fühlen, wenn immer neue Diagnoseinstrumente entwickelt werden, die keine andere Zielsetzung haben, als Behinderung vorgeburtlich aufzuspüren?“ Es sei doch im Sinne aller, wenn Menschenwürde nicht an Leistungsfähigkeit und kognitive Intelligenz gebunden wird. „Wir alle sind auf gesellschaftliche Solidarität angewiesen, manche von Geburt an, andere im Lauf des Lebens, im Alter oder am Ende ihres Lebens.“
„Staat und Gesellschaft sind in der Pflicht, Fehlentwicklungen vorzubeugen oder zu korrigieren. Ich erwarte von der Politik, dass sie angesichts der ethischen Brisanz dieses Tests eine öffentliche und ernsthafte Debatte führt. Der Test darf nicht einfach unbesehen alltägliche Praxis werden“, so Kirchenrätin Heike Baehrens.
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